Direkt nach Weihnachten, also am 26. Dezember machte ich
mich auf den Weg nach Goa, einem ca. 900km entfernten, kleinen Bundesstaat an
der Westküste Indiens. Da die Geschwindigkeit der Züge hier eine andere ist als
in Deutschland, bedeutete das insgesamt 40 Stunden Anreise, allerdings
inklusive 7 Stunden Aufenthalt in Bangalore.
Glücklicherweise kann ich immer
mit Anna, der EMS-Freiwilligen aus dem 2 Stunden entfernten Nagalapuram,
zusammen reisen, da der Bahnhof in Satur, von dem wir normalerweise Abfahren,
von beiden gleich weit entfernt ist. Deshalb, und auch auf Grund der Mentalität
der meisten Inder, wird das Zugfahren nie langweilig und ist schon selbst ein
Erlebnis. Da wir über Nacht fuhren, hatten wir Plätze im „Sleeper“-Bereich (der
untersten Klasse der Schlafwägen, ohne Klimaanlage). In einem Abteil befinden
sich hier 6 Betten, jeweils drei auf einer Seite übereinander. Das mittlere
lässt sich tagsüber herunter klappen, so dass man auf dem unteren Bett sitzen
kann und das mittlere als Rückenlehne dient.
Die Türen im Zug sind immer offen (er fährt ja auch nicht so schnell) |
Die Züge sind in der Regel ausgebucht, weshalb man Tickets
drei Monate im Voraus buchen kann. So sitzt man nie alleine und kommt so gut
wie immer mit den Menschen in seinem Abteil ins Gespräch. Auf der Hinfahrt
saßen wir zusammen mit drei Hindus im Abteil, die gerade von einer Art
Pilgerfahrt zu einem Tempel zurück fuhren. Diese Gelegenheit nutzen wir
natürlich aus und löcherten sie mit unseren Fragen über den Hinduismus, die
diese uns sehr geduldig (der Hinduismus ist echt nicht einfach zu verstehen!)
beantworteten. Natürlich – hier in Tamil Nadu geht das nicht anders – kauften
sie uns danach etwas zum Abendessen. Wir hatten davor zwar schon ein paar
Milchbrötchen gegessen, aber das zählt hier nicht als Mahlzeit ;)
Danach legten wir uns schlafen und kamen morgens in
Bangalore an. Da wir von einem anderen Bahnhof aus weiterfuhren, nutzen wir die
Zeit um uns zu Bewegen und liefen 7km durch Bangalore. Als ich vor vier Monaten
hier ankam, hatte ich aufgrund des vielen Verkehrs und Unübersichtlichkeit noch das Gefühl, dass ich mich hier nie
selbstständig bewegen könne…inzwischen ist das aber gar kein Problem mehr!
Nach einer weiteren Zugfahrt kamen wir am Montagmorgen in
Goa am Bahnhof in Margao an und fuhren mit dem Bus wieder nach Süden, zum
Palolem Beach. Dort hatten wir sogenannte „Beachhuts“ gemietet, ganz einfache
Hütten, keine 2 Gehminuten entfernt vom Meer. So konnte man beim Einschlafen
den Wellen zuhören :)
Palolem Beach |
Sonnenuntergang am Palolem Beach |
Eine unserer zwei Beachhuts |
Unser Freiluftbadezimmer |
Den ersten Tag nutzen wir, um nach und nach alle anderen
Freiwilligen zu empfangen, zu baden und die Gegend kennen zu lernen. Außerdem
war ich ziemlich verspannt und hatte deshalb Kopfweh, weshalb ich eine der
unzähligen Massageangebote am Strand nutze und mich massieren ließ.
Am nächsten Tag
begleitete ich Fabian, einen der Freiwilligen ins Krankenhaus, da dieser ein
Ausschlag hatte und ein paar Tests machen sollte. Das Krankenhaus war gut 45
Minuten mit dem Bus entfernt. Der Bus war vollgestopft mit Leuten und die
Straße recht kurvig, was meinem immer noch etwas vorhandenen Kopfweh nicht
gerade gut tat. Als wir dann beim Arzt saßen, fühlte ich mich nicht mehr so gut
und fragte eine der Schwestern, ob sie mal Fieber messen könnte. Und
tatsächlich hatte ich Fieber bekommen. Wie praktisch, dass ich gerade beim Doktor war! Um sicher zu gehen, dass nichts Schlimmeres
dahinter steckt, wurde mir auch etwas Blut abgenommen und das getestet. Die
Ergebnisse gab es allerdings erst am nächsten Tag, was bedeutete, dass wir
beide noch einmal einen Tag im Krankenhaus verbrachten. Denn neben der langen
Anfahrt (man muss auch erst noch zur Bushaltestelle kommen), wartete man dort
auch eine Weile. Die Ergebnisse sahen dafür aber fast gut aus, allerdings hatte
ich auch noch einen Hautausschlag bekommen. Da sich der Arzt diesen nicht so
genau erklären konnte, wollte er mich am nächsten Tag, am 31.12., noch einmal sehen.
Also fuhr ich tags darauf begleitet von Janina noch einmal ins
Krankenhaus. Dieses Mal meinte der Arzt, es sei vermutlich eine abgewandelte
Art der Masern, da ich ja aber gegen Masern geimpft bin, in schwächerer Form.
Ich bräuchte Ruhe und müsse viel Trinken (gell Mama?! ;)
"Mein" Krankenhaus |
Auch wenn sich das alles jetzt nicht nach einem sonderlich
guten Urlaub anhört, war es insgesamt gesehen aber trotzdem jeden Tag schön!
Denn während Fabian und ich im Krankenhaus waren, kamen die anderen beim
Einkaufen auf die Idee, dass wir Spagetti kochen und Schokofondue machen
könnten. Wir hatten aber natürlich keinen Herd. Deshalb kauften sie noch ein
paar Konservendosen mit Mango und Ananas, die wir leer aßen und als Töpfe
benutzen. Holz für ein Lagerfeuer gab es genug, so legten wir einen Stein ins
Feuer, auf den wir die Dosen stellten, was wunderbar funktionierte. Es dauerte
zwar etwas länger als normal, die Spagetti schmeckten dafür aber umso besser!
Die Tomatensoße wird gerade noch warm gemacht |
Als Nachtisch gab es dann Schokofondue, wofür wir ein Wasserbad aus einer
größeren und einer kleineren Dose kreierten. Auch das war super, vermutlich
auch weil alle Früchte (bis auf Äpfel!) hier viel besser und süßer schmecken
als die, die man in Deutschland kaufen kann.
Schokofondue |
Da das alles so gut funktioniert hatte, machten wir am nächsten
Tag Stockbrot, was die Aufmerksamkeit von allen am Strand auf uns lenkte.
Besonders natürlich die der Inder, die so etwas nicht kennen. Die zahlreichen
Touristen aus Europa, die in Goa zu finden sind, fanden das nicht so spannend.
Anna, Ich und Clara |
An Silvester suchten wir uns eine abgelegene Stelle am
Strand unter Palmen und mit wunderbarem Blick aufs Meer, machten wieder ein
Feuer und diesmal eine Gemüsepfanne (es musste ja immer komplizierter werden)
und Stockbrot. Schon lange vor
Mitternacht sah man überall am Himmel Skylaternen, was unglaublich schön
aussieht! Um 12 Uhr ließen wir selbst auch welche steigen und beobachteten das
Feuerwerk und die zahllosen Lichtpunkte der Skylaternen rings rum.
Janina und Janin beim Skylaternen steigen lassen |
Am 02. Januar verabschiedeten wir uns dann von vier der
Freiwilligen und gingen zu viert weiter nach Panaji, der Hauptstadt Goas weiter
im Norden. Hier wurde besonders sichtbar, dass Goa 400 Jahre lang von Portugal
besetzt war. Aufgrund der Bauweise
der Häuser in den kleinen Gassen, dem vergleichsweise ruhige Verkehr und dem
Portugiesisch, das man ab und zu aufschnappte, fühlte man sich ein bisschen,
als sei man wieder in Europa gelandet.
Auch die Zeit in Panaji verging mit dem Besuch von zwei
Tempeln, dem Erkunden der Stadt, einer Schifffahrt, einem Kinobesuch und einem
Kulturtag in Old Goa, wo es 7 Kirchen auf engstem Raum gibt, unglaublich
schnell.
Einer der Tempel in Panaji |
Gasse in Panaji |
Manche sind mehr, andere weniger begeistert von der Kultur ;) |
So machten wir uns wieder auf die Heimreise. Dieses Mal
hatten wir einen kompletten Tag in Bangalore, den wir nutzen, um eine Freundin
zu treffen, die wir beim Seminar nach unserer Ankunft kennen gelernt haben,
verschiedene Dinge einzukaufen, Annas Handy reparieren zu lassen und uns ein
paar Sehenswürdigkeiten anschauten. Besonders spannend war der
Krishnarajendra-Markt, in dessen Mitte sich ein riesiger Blumenmarkt befindet.
Als Anna und ich uns jeweils sechs Blumen kaufen wollten, um uns diese in die
Haare zu flechten, schauten uns die Verkäufer nur verwirrt an – Blumen werden
hier Kiloweise verkauft! Deshalb schenkten sie uns die Blumen uns selbst an
Ständen, an denen wir nicht stehen blieben, wurden uns händevoll von Blumen
geschenkt.
Außerhalb des Krishnarajendra-Markts |
Blick aus der Halle des Krishnarajendra-Markt |
Meterlange Blumenkette |
Nach einer weiteren Nacht im Zug kamen wir schließlich
wieder in Satur an und stiegen jeweils in unseren Bus. Auch das ist inzwischen
überhaupt kein Problem mehr, obwohl die erste Busfahrt damals unglaublich
spannend und aufregend war!
Als ich im Elwin Centre ankam, konnte ich es gar nicht
erwarten, wieder zu den Kindern zu kommen und ging direkt in die Schule und
wurde dort auch wie erwartet wild begrüßt. Egal wie schön ein Urlaub auch ist –
Heimkommen ist doch jedes Mal besonders schön!
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