Montag, 5. Oktober 2015

Ab in den Urlaub!



Überarbeiten werde ich mich hier wohl nicht: die letzten 10 Tage waren nämlich schon wieder Ferien und ich hatte die Möglichkeit, ein paar Tage davon unterwegs zu sein und mal wieder ziemlich viel zu sehen!

Meine erste kleine Reise begann am Sonntag, dem 27.09. und ging nach Nagalapuram zu der Einsatzstelle von Anna, mit der ich auch schon von Bangalore hierhergekommen war. Das bedeutete, dass ich das erste Mal alleine Busfahren durfte! Auf dem Hinweg wurde ich zwar noch zur Bushaltestelle gefahren und in den richtigen Bus gesetzt, aber das war auch gut so. Mindestens 20 Busse standen da nämlich auf einmal an der Bushalte, ständig fuhren welche los, dafür kamen andere dazu und da ich noch kein Tamil lesen kann, war alles sehr unübersichtlich! Auf dem Rückweg sah das aber alles schon viel bekannter und einfacher aus und jeder, den man nur fragend anschaut, hilft einem sofort! 

Nach knappen zwei Stunden war ich auch schon bei Anna angekommen und wir hatten erst einmal sehr viel zu bereden, schauten uns die Einsatzstelle (ein Frauenzentrum) an und sprachen mit den Leuten vor Ort. Am Montag gingen wir zusammen mit einer Mitarbeiterin des Frauenzentrums nach Madurai, schon wieder auf eine Hochzeit :)  Also kann ich jetzt sogar schon etwas vergleichen und werde das in dem versprochenen Extraeintrag tun. 

Da Anna auch gerne sehen wollte, wie ich hier lebe, fuhren wir am Mittwoch gemeinsam her und erlebten das Elwin Centre im Ausnahmezustand: Die Schulkinder waren bis auf eine Hand voll zwar zu Hause, dafür waren aber um die 50 andere Jugendliche auf einem Sommercamp, das hier auf dem Gelände stattfand. Also wieder lauter neue Gesichter, die wir erst einmal damit verwirrten, dass wir uns beide mit „Anna“ vorstellten. Viel mehr konnten wir mit den meisten leider auch nicht reden, aber dafür mussten wir sehr oft wiederholen, dass wir Anna aus Germany sind und wurden oft fotografiert. 

In diesen zwei Tagen regnete es hier extrem viel, einmal stürmte es dazu noch so arg, dass mehrere Bäume hier auf dem Gelände entwurzelten, ein Auto darunter begraben wurde und die Stromleitung in einem der Gebäude kaputt ging.
So tief sind die Bäume auch nicht verwurzelt in dem sandigen Boden

Durchtrennte Stromleitungen
Stromausfall gab es währenddessen auf dem ganzen Gelände, das ist bei stärkeren Regenfällen wohl immer so. Aber Anna und ich freuten uns über das Wetter und kühlten uns ab, indem wir durch den Regen tanzten. Abends bastelten wir uns einen Kerzenständer aus einer leeren Flasche und hielten ein Ananas-Candle-Light-Dinner ab. Das hat auch mal was! :)
Unser Kerzenständer

Am Donnerstag fuhr Anna auch schon wieder heim und wir nutzen die Gelegenheit, dass ihr Bus Mittags in Sivakasi, der nächst größeren Stadt, fuhr, um uns dort morgens noch etwas umzuschauen. Viele Autos, Motorroller, kleine Läden mit Obst, Kleidern, Geschirr aber auch größere Supermärkte und Juweliere, einen großen Hindutempel und Kirchen,… und das alles bei einem sehr hohen Geräuschpegel. Zu sehen und hören gab es unglaublich viel und wir waren beide echt erschöpft, als wir dann endlich an der Bushalte standen!

Ein kleiner Hinud-Schrein

Doch viel Zeit zum Ausruhen blieb mir nicht, ich machte mich gleich wieder ans Packen. Um 10 Uhr abends holte mich Mr. Barnabas, mein Schulleiter, dann schon wieder ab und fuhr mit mir zum Thangam-Home, einem Heim hier im Dorf, in dem 14 Mädchen wohnen, weil sie entweder Waisen oder sehr arm sind und ihnen so die Schule beziehungsweise das College und die Verpflegung bezahlt wird. Das jüngste der Mädchen ist 13, die älteste 22. Ein Sponsor hatte ihnen für die Ferien etwas Geld gegeben, um einen Ausflug zu machen und da durfte ich mit! In einem kleinen Reisebus fuhren die 14 Mädchen, ihre Hausmutter, die Köchin, Mr Barnabas (der die Reise organisiert hatte), seine Frau Santhi und ich nach Kerala, also in den westlichen Nachbarbundesstaat. 

Zwar konnte ich mich mit den Mädchen mal wieder nur mit Bruchstücken Englisch und Händen und Füßen unterhalten, verstanden haben wir uns aber gut! Schon auf der Busfahrt kuschelte sich Bhuwana, das Mädchen, das neben mir saß, zum Schlafen an mich. 

Etwas erschöpt, weil das mit dem Schlafen im Bus trotzdem nicht so ergiebig war, kamen wir am nächsten Morgen bei unserem ersten Ziel an: dem Athrapilly-Wasserfall, auch „Niagara von Indien“ genannt. Mitten in einem dichten Wald aus Palmen und Laubbäumen, in dem tausende Affen von Baum zu Baum sprangen, schlängelte sich der Fluss und Unmengen an Wasser stürzten in die Tiefe. Auf Grund der starken Regenfälle in den letzten Tagen war dieser sogar noch reißender als sonst und mächtig beeindruckend!
Blick über den Wald

Die kleinen Affen im Baum



Die Mädchen auf dem Weg zum Wasserfall

Der erste Blick auf den Wasserfall

Am Fuß des Wasserfalls

Ein paar der Mädchen und ich beim Wasserfall

 Weiter flussaufwärts nutzen wir den Fluss um zu baden und uns zu waschen. Natürlich vollständig bekleidet, aber wunderschön und erfrischend! Und natürlich auch echt lustig mit den Mädchen ;)
Die Badestelle


Einen ersten Eindruck hatte ich schon, warum Kerala von der Tourismusindustrie als „Gods own Country“ bezeichnet wird, und der verstärkte sich mit jeder Minute, die ich auf der Weiterfahrt nach Kochi aus dem Fenster schaute: überall Palmen, grüne Reisfelder, kleine Hütten und große Villen. Aber obwohl es so viel zu sehen gab, schliefen wir alle nach einer Weile ein und wachten in Kochi wieder auf. Kochi ist eine Hafenstadt, verteilt auf mehrere Inseln und unglaublich groß. Nachdem wir unsere Unterkunft erreicht, Mittaggegessen und etwas Pause gemacht hatten, fuhren wir über eine halbe Stunde ans Meer und kamen dort gerade rechtzeitig, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Der Weg am Ufer entlang führte unter knorrigen, alten Bäumen an riesigen Fischernetzen und kleinen Booten vorbei, umsäumt von kleinen Verkaufsständen. Der Anblick war herrlich, leider kümmerten sich die Mädchen aber so gut um mich, dass ich nicht viel Zeit hatte, alles zu fotografieren, sondern immer weiter gezogen wurde. Die Abendstimmung hätte sich aber wohl sowieso nicht wirklich einfangen lassen. 


Fischerboote am Ufer

Ganz viel Fisch (hat auch so gerochen wie es aussieht)

Der Sonnenuntergang



Am Ende der Uferpromenade liegt der Mahatma Ghandi- Strand, den wir erreichten, als es schon dunkel war, was hier aber auch sehr schnell geht. Wie überall war hier sehr viel los und auch touristenmäßig viel geboten, so dass einige der Mädchen, inklusive mir, den Strand auf einem Kamel entlang ritten und uns den Wind um die Nase streichen ließen.
Zwei der Mädchen auf dem Kamel
Dann mussten wir leider auch schon wieder zurück, aßen zu Abend und gingen dann auch recht schnell ins Bett. Lange wach bleiben die meisten Tamilen wohl nicht, dafür stehen sie aber auch früh auf!

Der nächste Tag war aber auch wieder gut gefüllt. Zuerst war ich zwar etwas enttäuscht, als es hieß, dass wir in eine Shoppingmall gehen würden, da ich mir vorstellen konnte, dass es in Kochi spannenderes zu sehen gibt. Die Shoppingmall war auch nicht das Spannende, sie war sehr neu und gefüllt mit all den Läden, die es bei uns auch gibt. Sehr westlich eben. Spannend waren aber die Mädchen, die so etwas noch nie gesehen hatten und beeindruckt waren von all den Läden, der Größe des Gebäudes und einen Stau an der Rolltreppe verursachten, da sie sich nicht trauten, darauf zu treten. Und unglaublich aufgeregt waren, als wir mit dem Aufzug wieder nach unten fuhren. Und zum ersten Mal bei McDonalds aßen. Das hat ihnen allerdings gar nicht geschmeckt. In dieser westlichen Welt kannte ich mich aus und sie waren die, für die alles neu war. Außerhalb der Mall dreht sich dieses Verhältnis allerdings und ich wirke sicherlich ganz genauso.

Anschließend ging es weiter nach Allepy, einer Stadt etwas südlicher, die berühmt ist für ihre Backwater und die Hausboote darauf. Auch wir hatten ein Boot gemietet und fuhren damit zwei Stunden lang durch die traumhaften Gewässer, wieder vorbei an zahllosen Palmen, Reisfeldern, kleinen Dörfern und vielen Hausbooten, denen wir fast allen zu winkten und uns fröhlich begrüßten. 
Eines der Hausboote

Mr. Barnabas in Mitten der Mädchen

Unser Schiff, die Köchin und ich

Der Kanal zu den Backwaters
Zeitenweise wurde ich zum Kapitän ernannt und durfte das Boot steuern. Zwar eigentlich nur gerade aus, hat aber trotzdem sehr viel Spaß gemacht und die Mädchen konnten fast nicht glauben, dass ich das kann.


Die Zeit verging viel zu schnell und wir machten uns schon wieder auf den Heimweg. Also wieder viel Zeit, um aus dem Fenster zu schauen, nach zu denken und sich an meine Nebensitzerin zu kuscheln. Irgendwann waren auch fast alle eingeschlafen, allerdings nicht lange. Denn um 10 Uhr hielten wir an, um zu Essen. Wo genau das war, kann ich nicht sagen, alles kam mir vor wie im Traum. Das Restaurant glich einer Garage, in die ein paar Tische gestellt wurden. Außen war eine große Herdplatte, die mit Holzfeuer beheizt wurde und wir aßen von Bananenblättern. Da wir nicht alle zusammen in die „Garage“ passten, aßen wir in Schichten, was hier üblich und auch ganz praktisch ist. So hatte ich nach dem Essen noch Zeit, den Sternenhimmel zu genießen und das für diese Zeit überraschend hektische Treiben in der kleinen Stadt zu beobachten. Allerdings war es fast etwas kühl, da der Wind recht stark blies. Das ist aber auch mal ganz angenehm, tagsüber tropft einem der Schweiß nur so von der Stirn.

Das Elwin Centre war schon abgeschlossen, als wir um 1 Uhr nachts wieder in Satchiyapuram ankamen, deswegen schlief ich bei den Mädchen im Heim. Das Heim ist für 14 Mädchen echt klein, zumindest wenn man deutsche Maßstäbe anlegt. Deswegen schlafen alle auf dem Boden in einem Raum, der auch als Aufenthalts-und Esszimmer dient. Es gibt nur zwei Bettgestelle, eins für die Köchin und eins für die Hausmutter. Obwohl ich mehrmals beteuerte, dass ich ganz sicher auch auf dem Boden schlafen kann, bekam ich eines der Betten und die Köchin schlief dafür auf dem Boden. Das war mir zwar nicht recht, aber wehren konnte ich mich nicht. Und gemütlicher war es sicher. Kurz war die Nacht aber trotzdem, schon vor sechs stand die Hausmutter auch schon wieder auf. Die Mädchen schliefen zwar noch etwas länger, wurden bald darauf aber auch geweckt und gingen zum Zähneputzen vor das Haus. 

Den Schlaf muss ich erstmal noch nachholen, heute hat jetzt auch die Schule wieder begonnen und der Alltag kehrt für eine Weile zurück. Glaube ich wenigstens, aber so sicher weiß ich nie, was am nächsten Tag alles passiert ;)

Ganz liebe Grüße,

Eure Anna


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