Mittwoch, 27. Januar 2016

Und noch ein Grund zum Feiern!



Gründe zum Feiern gibt es hier genug, so dass ich mit dem Schreiben gar nicht hinter her komme. Deswegen hier ein Nachtrag, zum sogenannten „Pongal“, das vom 14.-17. Januar (der Anfang des tamilischen Monats Tai) gefeiert wurde.

Es handelt sich dabei um ein tamilisches Erntedankfest, eigentlich komplett ohne religiösen Hintergrund. Trotzdem betet natürlich jede Religionsgemeinschaft zu ihrem Gott, beziehungsweise im Hinduismus wird der Sonnengott angebetet. Ohne ihn könnte schließlich nichts wachsen.
Vier Tage lang wird jeden Tag ein anderes Ritual zelebriert, allen voran das Pongalkochen (so heißt nämlich auch ein Reisgericht aus Reis, Ghee, Nüssen und Zucker). Der Pongal wird so lange gekocht, bis er überkocht, was dann von allen mit fröhlichen „Pongal, Pongal“-Rufen begleitet wird. Denn das Überkochen soll ein glückliches neues Jahr voller Reichtum und Überfluss garantieren. Besonders wichtig ist hierbei das Zuckerrohr, aus dem der Zucker gewonnen wird. Das wird auch einfach so roh gegessen. Schmeckt auch gut, eben ganz süß.

Ich selbst habe die vier Tage an denen Pongal gefeiert wird zwar auf einem Camp verbracht, Pongal feiern durfte ich aber trotzdem zweimal: Einmal hier im Elwin Centre und tags darauf in einer Schule in Sivakasi. 

Unsere Feier begann am Morgen des 12. Januar mit einem „Kolam“-Wettbewerb. Kolam sind meist symmetrische Muster, die mit gefärbtem Reismehl auf den Boden gemalt werden. Gemalt wird mit der bloßen Hand, das Pulver rieselt zwischen Daumen und Zeigefinger auf den Boden. Im Hinduismus gelten diese Muster als glück- und segenbringend, so sieht man sie sehr oft vor und in Tempeln und vor Hauseingängen. 
Das bunte Reismehl


Die Anfänge
Das Grundmuster ist fertig


Fünf Teilnehmer, darunter Mütter der Kinder und eine unserer Köchinnen, malten mit faszinierender Schnelligkeit und Genauigkeit die wunderbar bunten Muster. Später wurden sie von einer Jury bewertet und mal wieder ein Sieger gekürt.

Ich habe leider nur für das Foto posiert...

Eines der fertigen Kolam


Nachmittags ging es weiter mit Spielen für die Kinder (ähnlich wie an Weihnachten), einem crazy clothes contest und natürlich mit Tänzen. Dieses Mal haben die Lehrerinnen und Mitarbeiterinnen einen traditionellen Tanz eingeübt, den sogenannten „Kummi“. Natürlich habe ich da auch mitgemacht, sehr zur Freude der Kinder, die das sehr lustig fanden und mich jetzt wie Wochen später immer noch darauf ansprechen.

Alle Zutaten für den Pongal müssen möglichst schnell in den Topf über der Feuerstelle gelegt werden

Fertig!

Avinas und Chitra im traditionellen Tanzoutfit


Zum Abschluss durfte das Pongalessen nicht fehlen! Pongal ist unglaublich süß (zumindest am Pongalfest, sonst isst man ihn auch würzig), was den Kindern dann selbstverständlich sehr gut schmeckt. Und mir auch. 

Meine Köchin präsentiert den Pongal

Geschmückt war das ganze Gelände mit Zuckerrohr

Die Feier am nächsten Tag war komplett anders und eher traditionell gehalten. Nachdem ich in der Schule ankam, befand ich mich erstmal plötzlich in einem Fotoshooting mit allen Klassen. 

Die zweite Klasse

Anschließend wurden noch viele Fotos rund um den Pongaltopf mit allen Schülern und Lehrern gemacht.
Und noch einmal posen fürs Foto


Die Lehrer rund um die Kochstelle
 Dann endlich ging es so richtig los: Ein paar der Kinder und ich mitten drin durften eine Runde auf einem Ochsenkarren fahren, hinter einer ­­­jubelnden und tanzenden Menge aus den restlichen Kindern hinterher, begleitet von traditioneller Livemusik.

Beim Losfahren

Der Ochsenkarren ist auch geschmückt mit Zuckerrohr


Die jubelnden Kinder

Die Musiker
Als wir wieder sicher (es wäre nur einmal ein Kind fast runter gefallen) auf dem Platz vor der Schule ankamen, gab es erst einmal ein Spiel: je einem Kind wurden die Augen verbunden und ein langer Stock in die Hand gedrückt. Dieses Kind musste dann versuchen, schnurstracks gerade aus auf einen Topf zu zulaufen, der an einem Gestell ungefähr zweieinhalb Meter über dem Boden aufgehängt war und diesen dann zu zerschlagen. Das ist gar nicht so einfach, ich bin gescheitert! Was aber auch gut war, in dem Topf befanden sich nämlich Wasser und Blätter, die dann auf den Gewinner herunter gepflatscht sind. Aber auch eine 2 Rupien Münze als Preis, was ungefähr 3 Cent entspricht ;)

Mein Versuch

Das Gestell
Ein weiterer Bestandteil von Pongal war ursprünglich der Stierkampf, der heutzutage aber nur noch an wenigen Orten stattfindet und bei uns von den Kindern nachgespielt wurde.

Der Stier
 Genauso wie das Anheben eines großen Steines. Wer das hinbekam, war „reif“ zum Heiraten.

Der Junge hats geschafft!

Anschließend wurde noch dem Sonnengott gehuldigt (das war ausnahmsweise mal keine christliche Schule) und auch hier hatten die Kinder Tänze einstudiert. 

Anbeten des Sonnengottes

Auch die Kinder hier haben "Kummi" getanzt

Nach dem Pongalessen und einigen Verabredungen mit den Lehrern dort (zum Beispiel gebe ich jetzt einmal in der Woche Deutschunterricht für drei der Lehrer und ein paar Schüler), war Pongal für mich auch wieder vorbei.

Am Samstag geht das Programm schon wieder weiter, ich fahre (mit Anna natürlich) zum Zwischenseminar nach Visakhapatnam und werde danach noch zwei andere Freiwillige in und auf dem Weg nach Hyderabad besuchen. 

Da gibt es dann sicher wieder was zu erzählen!

Bis dann, liebe Grüße!
Eure Anna

Dienstag, 26. Januar 2016

Happy Republic Day!



Knapp drei Jahre nach der Unabhängigkeit Indiens am 15. August 1947, trat am 26.01.1950 die Verfassung in Kraft – seither gilt Indien als die größte Demokratie der Welt. Grund genug, den 26. Januar besonders zu würdigen. 

So versammelten sich alle Schüler und Lehrer heute Morgen um acht Uhr an der Fahnenstange vor der Schule, an der jeden Montag die indische Flagge gehisst wird. Anders als sonst, war der Bereich um die Flagge heute aber mit Girlanden geschmückt und die Flagge wurde nicht von einer der Lehrerinnen, sondern von einem „Ehrengast“ gehisst.
Die Flagge wird gehisst

 Anschließend tanzten ein paar der Kinder mit Ringen, die in den indischen Farben umwickelt waren, zum Takt einer Trommel. Den Mittelpunkt des Tanzes bildete das „Chakra“, dass das Rad des Gesetzes symbolisiert und auch auf der Flagge Indiens zu sehen ist. 
Die Kinder in ihrerm Tanz-Outfit


Der erste Tanz

Anschließend wurde die Versammlung in unsere Halle verlagert. Nach kurzen Reden von Ehrengast, Schulleiter und Heimleiter, gab es noch einen Tanz. Auch hier waren die Kinder natürlich wieder in Orange-Weiß-Grün gekleidet. Der Höhepunkt des ganzen war ein Standbild, indem die Kinder die indische Flagge nachstellten, was von allen zuschauenden Kindern aus vollstem Halse bejubelt wurde. 
Arun im Tanz-Outfit
Der zweite Tanz


Standbild und Gäste



Damit war die Feier auch schon wieder beendet und es gab ein besonders gutes Frühstück. Der Rest vom Tag ist frei, was bedeutet, dass ich nach der Mittagspause besonders viel Zeit zum Spielen mit meinen Kindern habe :) 
Ein paar meiner Kinder


Ganz liebe Grüße!

Eure Anna