Dienstag, 12. Januar 2016

Ein etwas anderer Urlaub



Direkt nach Weihnachten, also am 26. Dezember machte ich mich auf den Weg nach Goa, einem ca. 900km entfernten, kleinen Bundesstaat an der Westküste Indiens. Da die Geschwindigkeit der Züge hier eine andere ist als in Deutschland, bedeutete das insgesamt 40 Stunden Anreise, allerdings inklusive 7 Stunden Aufenthalt in Bangalore.
 Glücklicherweise kann ich immer mit Anna, der EMS-Freiwilligen aus dem 2 Stunden entfernten Nagalapuram, zusammen reisen, da der Bahnhof in Satur, von dem wir normalerweise Abfahren, von beiden gleich weit entfernt ist. Deshalb, und auch auf Grund der Mentalität der meisten Inder, wird das Zugfahren nie langweilig und ist schon selbst ein Erlebnis. Da wir über Nacht fuhren, hatten wir Plätze im „Sleeper“-Bereich (der untersten Klasse der Schlafwägen, ohne Klimaanlage). In einem Abteil befinden sich hier 6 Betten, jeweils drei auf einer Seite übereinander. Das mittlere lässt sich tagsüber herunter klappen, so dass man auf dem unteren Bett sitzen kann und das mittlere als Rückenlehne dient. 
Die Türen im Zug sind immer offen (er fährt ja auch nicht so schnell)


Die Züge sind in der Regel ausgebucht, weshalb man Tickets drei Monate im Voraus buchen kann. So sitzt man nie alleine und kommt so gut wie immer mit den Menschen in seinem Abteil ins Gespräch. Auf der Hinfahrt saßen wir zusammen mit drei Hindus im Abteil, die gerade von einer Art Pilgerfahrt zu einem Tempel zurück fuhren. Diese Gelegenheit nutzen wir natürlich aus und löcherten sie mit unseren Fragen über den Hinduismus, die diese uns sehr geduldig (der Hinduismus ist echt nicht einfach zu verstehen!) beantworteten. Natürlich – hier in Tamil Nadu geht das nicht anders – kauften sie uns danach etwas zum Abendessen. Wir hatten davor zwar schon ein paar Milchbrötchen gegessen, aber das zählt hier nicht als Mahlzeit ;)

Danach legten wir uns schlafen und kamen morgens in Bangalore an. Da wir von einem anderen Bahnhof aus weiterfuhren, nutzen wir die Zeit um uns zu Bewegen und liefen 7km durch Bangalore. Als ich vor vier Monaten hier ankam, hatte ich aufgrund des vielen Verkehrs und Unübersichtlichkeit  noch das Gefühl, dass ich mich hier nie selbstständig bewegen könne…inzwischen ist das aber gar kein Problem mehr!

Nach einer weiteren Zugfahrt kamen wir am Montagmorgen in Goa am Bahnhof in Margao an und fuhren mit dem Bus wieder nach Süden, zum Palolem Beach. Dort hatten wir sogenannte „Beachhuts“ gemietet, ganz einfache Hütten, keine 2 Gehminuten entfernt vom Meer. So konnte man beim Einschlafen den Wellen zuhören :) 
 Palolem Beach

Sonnenuntergang am Palolem Beach
Eine unserer zwei Beachhuts

Unser Freiluftbadezimmer


Den ersten Tag nutzen wir, um nach und nach alle anderen Freiwilligen zu empfangen, zu baden und die Gegend kennen zu lernen. Außerdem war ich ziemlich verspannt und hatte deshalb Kopfweh, weshalb ich eine der unzähligen Massageangebote am Strand nutze und mich massieren ließ.

 Am nächsten Tag begleitete ich Fabian, einen der Freiwilligen ins Krankenhaus, da dieser ein Ausschlag hatte und ein paar Tests machen sollte. Das Krankenhaus war gut 45 Minuten mit dem Bus entfernt. Der Bus war vollgestopft mit Leuten und die Straße recht kurvig, was meinem immer noch etwas vorhandenen Kopfweh nicht gerade gut tat. Als wir dann beim Arzt saßen, fühlte ich mich nicht mehr so gut und fragte eine der Schwestern, ob sie mal Fieber messen könnte. Und tatsächlich hatte ich Fieber bekommen. Wie praktisch, dass ich gerade beim Doktor war! Um sicher zu gehen, dass nichts Schlimmeres dahinter steckt, wurde mir auch etwas Blut abgenommen und das getestet. Die Ergebnisse gab es allerdings erst am nächsten Tag, was bedeutete, dass wir beide noch einmal einen Tag im Krankenhaus verbrachten. Denn neben der langen Anfahrt (man muss auch erst noch zur Bushaltestelle kommen), wartete man dort auch eine Weile. Die Ergebnisse sahen dafür aber fast gut aus, allerdings hatte ich auch noch einen Hautausschlag bekommen. Da sich der Arzt diesen nicht so genau erklären konnte, wollte er mich am nächsten Tag, am 31.12., noch einmal sehen. 
Also fuhr ich tags darauf begleitet von Janina noch einmal ins Krankenhaus. Dieses Mal meinte der Arzt, es sei vermutlich eine abgewandelte Art der Masern, da ich ja aber gegen Masern geimpft bin, in schwächerer Form. Ich bräuchte Ruhe und müsse viel Trinken (gell Mama?! ;) 

 
"Mein" Krankenhaus

Auch wenn sich das alles jetzt nicht nach einem sonderlich guten Urlaub anhört, war es insgesamt gesehen aber trotzdem jeden Tag schön! Denn während Fabian und ich im Krankenhaus waren, kamen die anderen beim Einkaufen auf die Idee, dass wir Spagetti kochen und Schokofondue machen könnten. Wir hatten aber natürlich keinen Herd. Deshalb kauften sie noch ein paar Konservendosen mit Mango und Ananas, die wir leer aßen und als Töpfe benutzen. Holz für ein Lagerfeuer gab es genug, so legten wir einen Stein ins Feuer, auf den wir die Dosen stellten, was wunderbar funktionierte. Es dauerte zwar etwas länger als normal, die Spagetti schmeckten dafür aber umso besser!

Die Tomatensoße wird gerade noch warm gemacht

 Als Nachtisch gab es dann Schokofondue, wofür wir ein Wasserbad aus einer größeren und einer kleineren Dose kreierten. Auch das war super, vermutlich auch weil alle Früchte (bis auf Äpfel!) hier viel besser und süßer schmecken als die, die man in Deutschland kaufen kann. 
Schokofondue

Da das alles so gut funktioniert hatte, machten wir am nächsten Tag Stockbrot, was die Aufmerksamkeit von allen am Strand auf uns lenkte. Besonders natürlich die der Inder, die so etwas nicht kennen. Die zahlreichen Touristen aus Europa, die in Goa zu finden sind, fanden das nicht so spannend.

Anna, Ich und Clara
An Silvester suchten wir uns eine abgelegene Stelle am Strand unter Palmen und mit wunderbarem Blick aufs Meer, machten wieder ein Feuer und diesmal eine Gemüsepfanne (es musste ja immer komplizierter werden) und Stockbrot.  Schon lange vor Mitternacht sah man überall am Himmel Skylaternen, was unglaublich schön aussieht! Um 12 Uhr ließen wir selbst auch welche steigen und beobachteten das Feuerwerk und die zahllosen Lichtpunkte der Skylaternen rings rum.

Janina und Janin beim Skylaternen steigen lassen
Am 02. Januar verabschiedeten wir uns dann von vier der Freiwilligen und gingen zu viert weiter nach Panaji, der Hauptstadt Goas weiter im Norden. Hier wurde besonders sichtbar, dass Goa 400 Jahre lang von Portugal besetzt war­­­.  Aufgrund der Bauweise der Häuser in den kleinen Gassen, dem vergleichsweise ruhige Verkehr und dem Portugiesisch, das man ab und zu aufschnappte, fühlte man sich ein bisschen, als sei man wieder in Europa gelandet.
Auch die Zeit in Panaji verging mit dem Besuch von zwei Tempeln, dem Erkunden der Stadt, einer Schifffahrt, einem Kinobesuch und einem Kulturtag in Old Goa, wo es 7 Kirchen auf engstem Raum gibt, unglaublich schnell. 

Einer der Tempel in Panaji

Gasse in Panaji


Manche sind mehr, andere weniger begeistert von der Kultur ;)
So machten wir uns wieder auf die Heimreise. Dieses Mal hatten wir einen kompletten Tag in Bangalore, den wir nutzen, um eine Freundin zu treffen, die wir beim Seminar nach unserer Ankunft kennen gelernt haben, verschiedene Dinge einzukaufen, Annas Handy reparieren zu lassen und uns ein paar Sehenswürdigkeiten anschauten. Besonders spannend war der Krishnarajendra-Markt, in dessen Mitte sich ein riesiger Blumenmarkt befindet. Als Anna und ich uns jeweils sechs Blumen kaufen wollten, um uns diese in die Haare zu flechten, schauten uns die Verkäufer nur verwirrt an – Blumen werden hier Kiloweise verkauft! Deshalb schenkten sie uns die Blumen uns selbst an Ständen, an denen wir nicht stehen blieben, wurden uns händevoll von Blumen geschenkt. 

Außerhalb des Krishnarajendra-Markts

Blick aus der Halle des Krishnarajendra-Markt

Meterlange Blumenkette


Nach einer weiteren Nacht im Zug kamen wir schließlich wieder in Satur an und stiegen jeweils in unseren Bus. Auch das ist inzwischen überhaupt kein Problem mehr, obwohl die erste Busfahrt damals unglaublich spannend und aufregend war!

Als ich im Elwin Centre ankam, konnte ich es gar nicht erwarten, wieder zu den Kindern zu kommen und ging direkt in die Schule und wurde dort auch wie erwartet wild begrüßt. Egal wie schön ein Urlaub auch ist – Heimkommen ist doch jedes Mal besonders schön!

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